Häufig entwickelt sich daraus ein stabiler Konfliktkreislauf, in denen unterschiedliche Erklärungen und Änderungsvorschläge vorgetragen und gegenseitig abgeschmettert werden. Hier werden die Grenzen der therapeutischen Einflussnahme deutlich. Therapeuten können Klienten nicht einseitig verändern. Es geht vielmehr darum, Potentiale und eigene Ressourcen – sowohl des Einzelnen als auch des Paares oder der Familie – zu betonen und zu nutzen. Die systemische Therapie geht davon aus, dass die Klienten sehr wohl in ihrem Erfahrungsspektrum schon über die Ressourcen verfügen, die für eine gewünschte Veränderung benötigt werden. Die Aufgabe des Therapeuten ist es, diese Erfahrungen zu Tage zu fördern und sie für aktuelle Veränderungswünsche zu nutzen. Die Herausforderung für systemische Therapeuten besteht also nicht darin, die objektive Wahrheit und die richtige Lösung herauszufinden und dem Klienten näher zu bringen, sondern im therapeutischen Gespräch den Klienten zu ermutigen, bisherige Sichtweisen auf das Problem in Frage zu stellen, veränderte Ideen zu entwickeln und neue Handlungsalternativen auszuprobieren.
"Handle stets so, dass du die Anzahl der Möglichkeiten vergrößerst!" (Heinz von Foerster)
Dies gelingt in einer wertschätzenden therapeutischen Beziehung, in der das bisherige Leiden des Klienten gewürdigt wird und gleichzeitig die Selbstheilungskräfte des Systems angeregt werden.
